Nachhaltige Verpackung

Shopper legen immer mehr Wert auf umweltfreundliche Verpackungen. In den letzten Jahren ist Nachhaltigkeit zu einem kritischen Faktor bei der Kaufentscheidung geworden. Viele Markenartikelhersteller reagieren darauf, indem sie ihre Packaging-Konzepte überarbeiten. Plastik vermeiden, stattdessen auf nachwachsende Rohstoffe und Rezyklate setzen – so könnte man die Maßnahmen kurz zusammenfassen. Doch welchen Herausforderungen muss sich die Verpackungsbranche stellen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden? Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, nachhaltig zu produzieren? Darüber sprach display mit Ursula Hage, Geschäftsführerin Verpackungsberatung Hage.

display: Wie kann man bereits bei der Herstellung von Verpackungen Material einsparen?

Ursula Hage: Die Produktion von Verpackungen aus Wellpappe oder Vollkarton könnte bestmöglich stückgenau erfolgen, um die branchenüblichen Überlieferungen zu reduzieren. Zudem sollte man regelmäßig Kontrollen durchführen. Auf diese Weise lassen sich Produktionsfehler schnell erkennen. Akustische oder optische Störungsmeldungen können in die Produktionsstraßen eingebracht werden, um Maschinen zu stoppen. Mit unserer digitalen Produktion erfüllen wir diese Auflagen. Wir produzieren nur, was der Kunde wirklich bestellt. Dabei können wir jeden einzelnen Bogen im Produktionslauf optisch kontrollieren und jederzeit stoppen. Darüber hinaus sollte Formatware besser ausgenutzt werden. Dafür ist manchmal nur eine geringe Anpassung der Stanzkonturen notwendig, die sich oft nicht auf den Einsatz der Verpackungen auswirkt. In unserer Produktion können wir unterschiedliche Aufträge auf einen Bogen vernutzen und gleichzeitig produzieren. Das spart Material und Energie. Bei manchen Zuschnitten ist der Wellenverlauf nicht definiert. Diese Produkte produzieren wir auch mit gedrehter Welle, um über die Vernutzung Material einzusparen.

"Wir legen großen Wert auf geschlossene Wertstoffkreisläufe. Denn die Akzeptanz von Verpackungen aus Kunststoffen nimmt in der Gesellschaft stetig ab."

Ursula Hage, Geschäftsführerin Verpackungsberatung Hage

display: Welche Herausforderungen sind beim Verpackungsdesign zu bewältigen, wenn Kunststoff als Material reduziert werden soll?

Ursula Hage: Wir verwenden überwiegend Wellpappe oder Graswellpappe. Diese Materialien enthalten von Haus aus hohe Anteile an Recyclingmaterialien. Wir legen großen Wert auf geschlossene Wertstoffkreisläufe. Denn auch wir von der Verpackungsberatung Hage gehen davon aus, dass der Einsatz von Verpackungen aus Kunststoffen in naher Zukunft rückläufig ist, da die Akzeptanz in der Gesellschaft stetig abnimmt.

Folglich liegt in unserer Verpackungsentwicklung der Fokus auf Einstofflösungen aus zellstoffbasierenden Materialien. So ersetzen wir viele Inneneinrichtungen aus Kunststoffen durch konstruktive Lösungen aus Wellpappe. Wir erarbeiten Vorschläge für Kunden, die Kunststoffblister durch Kartonblister ersetzen möchten. Dabei ist der Kartonblister selbst kostengünstig. Die Umsetzung des Projektes führt beim Kunden jedoch zu einer Investition in neue Maschinen. Die von uns entwickelten Alternativen aus Wellpappe, Karton und Papier sind nicht unbedingt im Stückpreis teurer, sie verändern aber die Abpack-Prozesse bei den Kunden und lösen damit einen Lernprozess aus.

display: Wie kann ein solcher Lernprozess in der Praxis aussehen?

Ursula Hage: Es gibt beispielsweise komplexe Inneneinrichtungen, die zeitaufwändig manuell aufgebaut werden müssen. Schnell wird das zur Routine, zu einer Aufgabe für Behindertenwerkstätten oder anderweitig ausgelagert. Natürlich ist jede Umstellung von Betriebsabläufen mit Kosten verbunden. Dabei ist jedem bewusst, dass wir sowohl in den Erfolg eines Unternehmens investieren müssen als auch in den Umweltschutz. Hinzu kommt: Unser Entwicklungsteam schlägt nicht nur recyclefähige Alternativen zu Kunststoffverpackungen vor, es berät auch bestmöglich bei der Einführung solcher Verpackungen in die bestehende Prozesslandschaft.

display: Welche Rolle spielen Rezyklate bei Verpackungen?

Ursula Hage: Leider ist die Sammlung von Kunststoffverpackungen sehr anspruchsvoll. Ein echtes Recycling kann nur beim Hersteller erfolgen, da die Granulate sich in der Regel unterscheiden. Da die energetische Verwertung von Kunststoffverpackungen die Rohstoffe für immer aus dem Wertstoffkreislauf entfernen, ist dieses Verfahren keine denkbare Alternative zum Recycling. Denn Kunststoffe bestehen aus fossilen, nicht nachwachsenden Rohstoffen. Es ist bekannt, dass Kunststoffrecycling teilweise erheblich dazu beiträgt, Treibhausgas einzusparen. Allerdings wissen wir auch, dass in vielen Betrieben das Wissen über die Zusammensetzung der Kunststoffverpackungen noch nicht aufgebaut ist. Die Sortierung der Abfälle wird dadurch erschwert. Für eine sinnvolle Rücknahme fehlen bislang übergreifende Erfassungen über Software-Lösungen in den Logistikketten.