Purpose Marketing

Viba reagiert auf Döpfners Ossi-Gate

Letzte Woche hat die "Zeit" Nachrichteninhalte von "Springer"-Chef Mathias Döpfner an den damaligen "Bild"-Chef Julian Reichelt veröffentlicht. Darin äußerte sich Döpfner abfällig gegenüber Ostdeutschen, was deutschlandweit einen Shitstorm ausgelöst hat. Der Schokoladen- und Nougathersteller Viba sweets mit Sitz in Südthüringen hat darauf eine klare Antwort und bezieht mit einer Marketing-Aktion am Montag Stellung. Die Kampagne ging auf Social Media viral und erhielt große Zustimmung. Wie es dazu kam und warum es als Markenartikelhersteller in der heutigen Zeit wichtig ist, Verantwortung zu übernehmen, erklärt Corinna Wartenberg, Geschäftsführerin Marketing & Vertrieb Viba.

display: Wie entstand die Idee, auf Döpfners Beleidigungen zu reagieren?

Corinna Wartenberg: Die von den Medien kolportierten Äußerungen von Herrn Döpfner haben uns alle sehr irritiert. Sie haben in der Tat nicht nur politische, sondern erhebliche gesellschaftliche Relevanz. Nachdem wir dann am Donnerstag ein Statement von Ministerpräsident Ramelow gelesen hatten, entstand die Idee, dass wir als in Südthüringen beheimatetes Markenartikel-Unternehmen reagieren sollten.

Umgesetzt haben wir das auf die Schnelle inhouse: Textidee von Marketingleiter Dr. Michael Cremer, kurze Abstimmung auf Geschäftsführerebene und die Anzeige über unsere Mediaagentur Diemar, Jung & Zapfe Media (Leipzig) gebucht.

Wir wollen hier kein Bashing betreiben. Wir haben zur Anzeigenleitung der Bild-Thüringen ein gutes Verhältnis und auch redaktionell haben wir in der Vergangenheit einiges an Berichterstattung bekommen. Aber hier können wir uns nicht zurückhalten und in der meist schweigenden Masse verschwinden. Den Medien kommt schließlich gerade in der aktuellen Zeit eine große Verantwortung zu.

Unsere Botschaft: Wir sind im 33. Jahr der Wiedervereinigung und lassen uns nicht spalten.

Denn die Viba sweets GmbH konkret ist tatsächlich eine deutsch-deutsche Erfolgsgeschichte: Seit 130 Jahren angestammt in Thüringen, wurde das Unternehmen zur Wendezeit von Karl Heinz Einhäuser – aus Bayern stammend und ursprünglich von der Treuhand zur Sanierung eingesetzt – und Holger Storch – damaliger Produktionsleiter vor Ort in Thüringen – gemeinsam aufgekauft und Schritt für Schritt mit viel Leidenschaft und Teamarbeit zu dem aufgebaut, was sie heute ist. Seit 2016 gehört auch die Confiserie Heilemann im Allgäu zur Unternehmensgruppe, so dass wir also täglich regionsübergreifend arbeiten und denken. Gemeinsam sind wir stärker.

Anmerkung von viba Direktvertriebsleiter Michael Cremer: By the way: Axel Springer war ein großer Verfechter der Wiedervereinigung. Ich kann mich gut daran erinnern, dass die BILD die DDR immer in Anführungsstriche gesetzt hat. 1958 ist er nach Moskau gereist um dem damaligen sowjetischen Staatschef Nikita S. Chruschtschow seinen Plan von der Wiedervereinigung Deutschlands vorzulegen. Das war mutig und Adenauer war nicht begeistert. Er hätte derart spaltende Aussagen sicherlich nicht toleriert.

display: Welchen Stellenwert hat es in Ihrem Unternehmen generell, sich bei gesellschaftlichen Themen zu positionieren bzw. gegen homophobe, rechtspopulistische oder frauenfeindliche Aussagen Haltung zu zeigen?

Corinna Wartenberg: Wir sind eine Genussmarke und stehen grundsätzlich natürlich immer für Lebensfreude und ein respektvolles Miteinander.

Im Zeitalter von künstlicher Intelligenz ist es dabei umso wichtiger, menschlich zu sein und bei wichtigen Themen echte Haltung zu zeigen. Wir haben immer schon eine klare Haltung zum Beispiel zu Diversität, Toleranz, Frieden, Nachhaltigkeit oder unternehmerischer Verantwortung.

Ehrlichkeit, Respekt und Authentizität sind uns dabei wichtig. Unser Leitsatz: Wir machen weltweit Menschen glücklich.

display: Wie gelingt es, da den richtigen Ton zu treffen?

Corinna Wartenberg: Gegenseitiger Respekt bleibt das Schlagwort.

Den richtigen Ton treffen Sie immer, wenn sie kein Bashing betreiben und auch mit Humor eine klare Kante zeigen, ohne jemanden persönlich anzugreifen oder zu beleidigen. Dass wir da richtig gelegen haben zeigen uns die zu 99,5 % positiven Reaktionen und Kommentare auf allen Kanälen.

Wir würden uns freuen, wenn jetzt von anderen Marken, egal welcher regionalen Herkunft, weitere Statements kommen. Im Sinne von gemeinsamem Genuss statt Spaltung – so unser Credo.