Displays sind nach wie vor ein beliebtes und effektives Werbemittel am POS. Doch derzeit befindet sich die Branche in stürmischen Zeiten, durch die Klima­krise, hohe Energiepreise und gesunkene Kauflaune. Wie man trotzdem auf Kurs bleibt – display hat sich umgehört.

Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu. Eine gute Gelegenheit, das Jahr Revue passieren zu lassen und gute Vorsätze fassen. Um ein aktuelles Stimmungsbild aus der Displaybranche abzubilden, hat sich display in den letzten Wochen mit einigen Akteuren ausgetauscht. Was bewegt Hersteller von POS -Lösungen? Wie reagieren die Unternehmen auf aktuelle Entwicklungen? Einige Rahmenbedingungen, wie geopolitische Konflikte und daraus resultierende wirtschaftliche Folgen, lassen sich kaum beeinflussen. Dennoch stellen sie Unternehmen, auch in der POS-Branche, vor Herausforderungen. Gefragt sind Strategien, die auch in unsicheren Phasen zum Erfolg führen. Unabhängig davon wirken sich auch Trends in der Handelslandschaft und Markenindustrie auf das Displaygeschäft aus. Wie die Situation derzeit aussieht und warum viele Hersteller dennoch zuversichtlich ins neue Jahr starten, berichten Experten- und Expertinnen aus der Displayproduktion und aus der Agenturszene.

Displays als Teil des POS-Marketing

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Um Produkte außerhalb des Regals aufmerksamkeitsstark zu präsentieren, sind Zweitplatzierungen nach wie vor ein wichtiges Instrument. Daran ändert auch das derzeit zurückhaltende Kaufverhalten der Shopper grundsätzlich nichts. „Die schlechte Konsumlaune sorgt auf jeden Fall für mehr Wettbewerb unter den Markenartiklern, denn umso mehr versucht jeder, sein Produkt zu verkaufen. Dafür sind und bleiben Displays ein probates Mittel. Die Sichtbarkeit auf den freien Flächen ist ein enormer Umsatztreiber, gerade auch bei neuen Produkten und Aktionen“, meint Werner Schatton, Sales Manager Display Thimm. Dementsprechend ist die Auftragslage stabil, bestätigt Jessica Reinbold, Managing Partner Reinboldrost: „Die Stimmung in Bezug auf Displays ist noch immer positiv. Fast alle POS-Promotions im LEH werden nach wie vor von Zweitplatzierungen begleitet. Oder vielmehr wird die Zweitplatzierung von einer Promotion unterstützt – das macht den Durchverkauf einfacher.“ Im kommenden Jahr könne die Fußball-EM zum beliebten Anlass für POS-Promotions werden. „Gerade weil das Event in Deutschland stattfindet, werden viele Brands damit einen guten Aufhänger finden. Auch das Thema Nachhaltigkeit wird häufig als Story für Aktionen genutzt“, weiß Reinbold.

„Deutlich zu beobachten sind reduzierte Auflagen und die Anfragen nach kosteneffizienten Displaykonstruktionen.“

Dennis Melchers, Leitung Vertrieb und Marketing Knappe + Lehbrink

Foto: Knappe + Lehbrink

„Es ist eine verstärkte Nachfrage nach permanenten Display-Lösungen am POS zu verzeichnen.“

Wolfgang von Hagen, Vertriebsleiter decor metall

Foto: decor metall

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Auf die Frage, welche Branchen vornehmlich auf Displays aus Wellpappe setzen, antwortet Dennis Melchers, Leitung Vertrieb und Marketing Knappe + Lehbrink: „Wir sind Lieferant für die Kosmetik- und Pharmaziebranche. Hier ist die Nachfrage nach hochwertigen POS-Inszenierungen ungebrochen. Auch stammen viele unserer Kunden aus dem Bereich Lebensmittel und Getränke. Eine besondere Zielgruppe für uns sind Start-ups, die auf der umkämpften LEH-Fläche auf Zweitplatzierungen angewiesen sind. Sinkende Nachfrage stellen wir hauptsächlich in Branchen fest, in denen digitale Angebote stark genutzt werden, wie beispielsweise Reisebüros.“

 

Langzeit-Lösungen

Wie bei kurzfristigen POS-Promotions, die meist mit Hilfe von Wellpapp-Displays kommuniziert werden, ist die Auftragslage auch bei Langzeit-Lösungen stabil, sagt Wolfgang von Hagen, Vertriebsleiter decor metall: „Wir verzeichnen eine verstärkte Nachfrage nach permanenten Displays. Die Industrie will ihre Marken vermehrt dauerhaft auf den Verkaufsflächen platziert sehen.“ Die Auswahl der Materialien unterstreiche die Wertigkeit der präsentierten Produkte. „Außerdem können diese POS-Platzierungen noch mehrfach nachbestückt werden, sodass höhere Verkaufszahlen ohne zusätzliche Investitionen möglich sind“, nennt von Hagen einen weiteren Vorteil. Beim Material legen Kunden immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit. „In diesem Hinblick wird Upcycling eine wachsende Rolle spielen. Wir werden uns mehr damit beschäftigen müssen, was wir wiederverwenden können, damit wir aus Abfällen wieder Wertstoffe werden“, ist sich Ursula Hage, Geschäftsführerin Verpackungsberatung Hage, sicher. Auch bei decor metall greift man bei Kunststoff verstärkt auf recyceltes Material zurück.

Multifunktionale Konzepte

Auch wenn POS-Lösungen relevant bleiben, stehen Hersteller von Displays vor der Herausforderung, trotz stagnierender Budgets ihrer Kunden aufmerksamkeitsstarke POS-Lösungen zu entwickeln. Mehr denn je sind Ideen gefragt, um Skaleneffekte nutzbar zu machen und dabei die Individualität der Displays aufrecht zu halten. In diesem Zusammenhang gewinnen multifunktionale Displays an Bedeutung, meint Melchers: „Deutlich zu beobachten sind reduzierte Auflagen und die Anfragen nach kosteneffizienten Displaykonstruktionen. Daher setzen wir im Bereich Standards verstärkt auf Displaykonzepte, die unseren Kunden ermöglichen, verschiedene Marken auf einem Standardkorpus zu präsentieren. Ein Designwechsel oder die Anbringung variabel einzusetzender Eyecatcher, sind deutlich effizienter als die stetige Entwicklung neuer Konstruktionen.“ Auch Thimm reagiert auf diesen Trend und hat vor einigen Jahren den Sales Amplifier eingeführt. Es ist eines der Standardkonzepte des Herstellers, das sich im Handel bewährt hat. „Diese Displaykonzepte haben den Vorteil, dass vorhandene Werkzeuge eingesetzt und das Display dennoch individuell bedruckt werden kann“, erklärt Schatton das Prinzip. „Durch die Vielfalt der Mantelkonstruktionen beim Sales Amplifier ist jedes Displays für sich individuell. Kunden nutzen diese Möglichkeit, denn – sicherlich auch verstärkt durch die Corona-Zeit – der Trend geht zu modularen Konzepten, Harmonisierungen und Standards. Dies verringert die Komplexität, gerade für Unternehmen mit vielen Produktkategorien.“

Individuelle Wow-Auftritte

Zwar nehmen Anfragen für multifunktionale Displays zu, doch auch individuelle Lösungen mit Wow-Effekt sind nach wie vor begehrt. Ein Beispiel dafür hat Knappe + Lehbrink kürzlich geliefert. „Für unseren Kunden Yeauty haben wir ein Display umgesetzt, das durch die Kombination aus Wellpappe und Stoff die Marke besonders in Szene setzt. Dieser Materialmix ist einzigartig. Denn hier geht es weniger um Kosteneffizienz, sondern um hochwertige Markenpräsentation. Bei aller Sparsamkeit ist auch der Shopper bereit in Luxus und Lifestyle zu investieren“, fasst Melchers zusammen. Dieses Display wurde mit dem display Superstar Award in Silber ausgezeichnet.

Nach wie vor entscheidend für den Erfolg von Displays ist ein einfaches Handling im Handel. „Es kommt auf eine hohe Stabilität an, denn häufig werden die Platzierungen bereits bestückt von unserem Kunden in den Markt geschickt. Dafür müssen wir eine hohe Transportsicherheit gewährleisten und diese Robustheit mit möglichst wenig Materialeinsatz erreichen“, erklärt Marek Stresow, Key Account Manager Ellerhold. Zudem sei Recyclingfähigkeit und Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Faktor geworden. „Auch selbsterklärende Konstruktionen, die einen einfachen Aufbau ermöglichen, setzen sich durch“, bekräftigt Stresow.

„Die Produktionsabläufe werden immer schneller und sind einfacher zu gestalten. Es wird da automatisiert, wo es möglich und sinnvoll ist.“

Marek Stresow, Key Account Manager Ellerhold Wismar

Foto: Ellerhold

„Wir bekommen immer öfter Aufträge für außergewöhnliche Einzelstücke und Kleinauflagen, die nur in der digitalen Produktion realisiert werden können.“

Ursula Hage, Geschäftsführerin Verpackungs­beratung Hage

Foto: Verpackungsberatung Hage

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Display-Trends: Stimmung in der Branche
Ein Display, verschiedene Varianten – dank modularem Konzept: Für verschiedene Bestückungen wurde die Zweitplatzierung mit mehreren Mantelkonstruktionen ausgestattet. So wird die Komplexität entscheidend reduziert. Foto: Thimm
Display-Trends: Stimmung in der Branche
Abgefahren am POS: Das Display in Form eines Achterbahnwagens macht auf eine POS-Aktion aufmerksam, bei der Teilnehmer Freizeit-Aktivitäten gewinnen können. Foto: Reinboldrost

Digitaldruck gewinnt an Bedeutung

Kleine Auflagen und eine verkürzte Time-to-Market führen dazu, dass der Digitaldruck in der Produktion von Displays an Bedeutung gewinnt. Diesen Trend beobachtet auch Hage: „Wir bekommen öfter Aufträge für außergewöhnliche Einzelstücke und Kleinauflagen, die nur in der digitalen Produktion realisiert werden können. Mit unseren Digitaldruckmaschinen sind wir im Stande, besondere Effekte zu kreieren wie Spotlack, Glanzlack, Whiteunder- und Whiteover -Druck. Auch können unsere Produktionsplotter Konturen aller Art schneiden oder fräsen.“ Außerdem haben sich die Kundenanforderungen geändert. „Die Entscheidungen für die Aufträge fallen kurzfristiger. Das verkürzt unsere Produktionszeiten erheblich. Wir reagieren darauf, indem wie den Automatisierungsgrad unserer flexiblen Produktion erhöhen“, berichtet Hage.

Automatisierte Produktion

„Die Stimmung in Bezug auf Displays ist immer noch positiv. Fast alle POS-Promotions im LEH werden noch immer von Zweitplatzierungen begleitet oder viel- mehr wird die Zweitplatzierung von einer Promotion unterstützt.“

Jessica Reinbold, Managing Partner Reinboldrost

Foto: Reinboldrost

„In den letzten Jahren –sicherlich auch verstärkt durch die Corona-Zeit – geht der Trend zu modularen Konzepten, Harmonisierungen und Standards.“

Werner Schatton, Sales Manager Display Thimm

Foto: Thimm

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Auch der Displayhersteller Ellerhold befasst sich damit, Produktionsabläufe schneller und einfacher zu gestalten. „Es wird da automatisiert, wo es möglich und sinnvoll ist, damit so weniger Produktionsmittel verbraucht beziehungsweise wiederverwendet werden können. Letzten Endes geht es darum, die Produktivität zu erhöhen und Energiekosten zu senken“, erklärt Stresow. Zudem könne das Personal  bei Routinearbeiten entlastet werden.

Insgesamt zeigen die Einschätzungen der Akteure aus der Displaybranche: Die Hersteller sind im Stande, sich aktuellen Schwierigkeiten zu stellen – und damit die Segel zu setzen, um auf Kurs zu bleiben. Neben all den wirtschaftlichen und produktionstechnischen Möglichkeiten hat sich ein Aspekt in den letzten Jahren bewährt: „Damit gemeint sind gute Beziehungen zu Geschäftspartnern und Kunden, die es zu pflegen bedarf. Und auch wenn es Herausforderungen gibt, klar zu kommunizieren, was gerade los ist. Ehrlichkeit ist hier der Schlüssel“, sagt Stresow abschließend.