Letztes Jahr startete Werbetechnik Art of Display mit Artdeco ein deutschlandweites Pilotprojekt, um einen Recycling-Kreislauf für Kunststoff zu schaffen. Jetzt ist ein neues Level erreicht: Auch der internationale Testdurchlauf ist beendet – und legt einiges offen.

Einwegplastik schneidet beim Umweltschutz bisher schlecht ab. Dennoch kommt das Material in großen Mengen für Warenpräsentationen und Promotions zum Einsatz. Um seinen POS-Auftritt nachhaltiger zu gestalten, agiert Make-up-Hersteller Artdeco derzeit als Vorreiter. In Anlehnung an die von der UN beschlossenen Entwicklungsziele, soll der Kunststoff im Handel genutzt, aber nicht verbraucht werden. Dafür haben die Displayspezialisten von Werbetechnik Art of Display, die bereits langjähriger Partner des Beauty-Unternehmens sind, einen Closed-Cycle-Ansatz entwickelt, der so in der Branche völlig neu ist. Zusammen mit Artdeco und der Drogeriemarkkette Müller ist daraus ein internationales Projekt entstanden, das einige interessante Fakten zum Recycling aufgedeckt hat. Was es damit auf sich hat und welche Herausforderungen es zu stemmen gab, berichtet Marek Kozuch, der als Director Sustainability & Digital, die Mission begleitete.

Wiederverwenden statt wegwerfen

Für Kunststoff wird Recycling bisher kaum betrieben. Denn bis jetzt werden Einsätze aus Plastik, die auf der Verkaufsfläche ausgedient haben, entsorgt. Anschließend landen sie häufig in der Müllverbrennungsanlage. Diesen Status Quo möchte Werbetechnik Art of Display ändern. „Wir haben einen geschlossenen Materialkreislauf geschaffen, um Kunststoff wiederzuverwerten“, sagt Kozuch. Dazu hat das Personal von Müller alte Einsätze zurück zu Werbetechnik geschickt. Nur der Hersteller kann ein sortenreines Recycling gewährleisten. Im Werk in Mölln bei Hamburg wird das Material im Mahlwerk zu Granulat verarbeitet, das wiederum als Rohstoff zurück zum Kunststoffhersteller gelangt. „So kann Transportvolumen reduziert und der Gesamtprozess wirtschaftlich sinnvoll realisiert werden“, meint Kozuch. Beim Kunststoffhersteller wird aus dem Mahlgut PCR-Kunststoff produziert, der für die Produktion neuer Einsätze genutzt wird und qualitativ hochwertig ist. „Zusammen mit der Drogeriemarktkette Müller ist es uns gelungen, in 720 Filialen in sechs Ländern diese Rückführung in die Tat umzusetzen – und das mit großem Erfolg“, betont Kozuch.

Das Fazit

„Die Mitarbeiter sind der zentrale Erfolgsfaktor. Wenn das Personal die Rücksendungen aus dem Handel als wertvoll erachtet, kann aus sortenreinem Kunststoff qualitativ hochwertiges PCR-Material entstehen – und der Kreislauf wird geschlossen.“

Marek Kozuch, Director Sustainability & Digital Werbetechnik Art of Display

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Das Ergebnis des internationalen Nachhaltigkeitsprojektes kann sich gut ungeschminkt sehen lassen. Um den Prozess so transparent wie möglich darzustellen, wurden einige KPIs  definiert, überwacht und evaluiert. Eines davon sticht direkt heraus: Die Recycling-Quote lag bei 87,4 Prozent und kann als sehr gut eingestuft werden. „Konkret konnten wir 2,93 Tonnen Kunststoff und Pappe in den Industrie-Kreislauf zurückführen“, berichtet der Nachhaltigkeitsexperte. Ein weiterer Wert, der Aufschluss über den Erfolg gibt, ist die Rücklaufquote. Sie erreichte 56,5 Prozent und ist folglich ausbaufähig. Auch die Kunststoff-Quote der Rücksendung fiel mit 51,5 Prozent befriedigend aus.

Auf Basis dieser Zahlen hat Werbetechnik Optimierungsmaßnahmen abgeleitet. „Unsere Erfahrung hat gezeigt: Die Mitarbeiter über das Projekt zu informieren und dafür zu motivieren, ist ein zentraler Erfolgsfaktor“, ist sich Kozuch sicher: „Denn sie setzen den Closed-Cycle-Ansatz schließlich um. Dazu muss ihr Blick geschärft werden, damit das rückge­führte Material, das die Mitarbeiter in Lieferkartons packen, sortenrein ist. Nur so können wir daraus hochwertiges Mahlgut gewinnen. Wenn das Personal also die Rücksendungen aus dem Handel als wertvoll erachtet und nicht als Abfall, wird das Projekt erfolgreich.“ Der Inhalt der Rücksendungen ist auch dafür entscheidend, die Kunststoffquote zu erhöhen. Da das Projekt auf einen wirtschaftlich sinnvollen Materialkreislauf für Kunststoff abzielt, steht fest: „Es sollen möglichst ausschließlich Kunststoff-Teile rückversendet werden. Auf Füllmaterialien und Wellpappe sollte ganz verzichtet werden“, unterstreicht ­Kozuch. Auch sollte generell kein Fremdmaterial wie beispielsweise Make-up oder Blenden in die Rücksendekartons gelangen. Folglich würde die Kalkulation nicht mehr stimmen und die vorhergesagten Kosten und Ziele könnten unter Umständen nicht immer erreicht werden.

Erfolg auch in Zukunft

Der Mut, bisherige Vorgänge zu überdenken, hat sich ausgezahlt. „Insgesamt verlief das Projekt mit Artdeco und Müller sehr erfolgreich. Wir sind stolz darauf, einen nachhaltigen Prozess ins Leben gerufen zu haben und somit als Pionier voranzugehen“, bekräftigt Kozuch. Im Hinblick auf die Learnings, stellt er fest: „Optimierungen sind erst dann möglich, wenn man sich getraut hat, das Closed-Cycle-Prinzip von der Theorie in die Praxis umzusetzen. Umweltschutz ist kein Selbstläufer, man muss selbst aktiv werden. Wir sind auf einem guten Weg und freuen uns auf weitere Projekte, die bereits in der Planungsphase sind.“