Der Kassenbereich gilt als besonders umsatzstark. Doch wie wirken sich alternative Konzepte wie Self Checkouts auf die Verkaufsförderung aus? display bietet einen Überblick.

Seit der Pandemie ist kontaktloses Bezahlen so beliebt wie nie zuvor. Dieser Trend führt dazu, dass zahlreiche Kassenzonen neu gestaltet werden. Nach Angaben der aktuellen Paymentstudie des ECC Köln steht branchenübergreifend rund jeder zweite Händler alternativen Kassenkonzepten offen gegenüber, um den Bedürfnissen der Shopper gerecht zu werden. Dazu gehören in erster Linie Schnelligkeit, Convenience und Einfachheit, bestätigt Mailin Schmelter, stellvertretende Bereichsleiterin IFH Köln. „Insbesondere für schnelle Einkäufe von Snacks und Getränken, aber auch beim Wocheneinkauf, können Self-Checkout-Systeme relevant sein.“ Auch ein Blick in die Euroshop-Ausstellerliste und deren Produkte verrät, dass solche Technologien im stationären Handel an Bedeutung gewinnen. Was jedoch bleibt: Die Kassenzone ist nach wie vor ein umsatzstarker Bereich. „Mit nur einem Prozent der Gesamtfläche verzeichnet dieser Bereich etwa fünf Prozent des Umsatzes“, berichtet Philipp Hoffmann, Head of Category Development Mars Wrigley. Folglich stellt sich die Fragen, wie diese hohe Flächeneffizienz trotz Umbruchs weiterhin erreicht werden kann. Welche Folgen haben neue Kassensysteme wie Self Checkouts auf das Impulsgeschäft? Wie gelingt es, die Zone weiterhin attraktiv zu halten? Darüber hat display mit Vertretern aus der Markenindustrie und der POS-Branche gesprochen. 

Kaufverhalten in der Kassenzone

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Unabhängig davon, wie viel Zeit Shopper am POS verbringen und welche Produkte sie kaufen, an einem Punkt kommen alle vorbei. Die Customer Journey endet an der Kasse mit dem Bezahlen. „Damit ist die Kassenzone der letzte Eindruck des Shopping-Trips und hat maßgeblichen Einfluss auf die Kundenzufriedenheit“, weiß Hoffmann. Daher lohnt es sich als Retailer, in diesen Bereich zu investieren und stimmige Konzepte umzusetzen. Da der Einkauf weitestgehend abgeschlossen ist, versuchen Händler dieses Ende hinauszuzögern. Dazu hat sich bewährt, die Aufmerksamkeit auf Impulsartikel zu lenken. „Die Shopper möchten sich beispielsweise belohnen, einen „Form me for now“-Moment genießen oder sich vor dem nächsten Stopp erfrischen. Um die Impulskraft der Kassenzone zu nutzen, gilt es diese Konsummomente im Blick zu halten und sie bestmöglich zu bedienen“, empfiehlt Hoffmann.

Sehen, kaufen, gehen

„Die Anzahl der Märkte, die hierzulande ein Self-Checkout-Terminal anbieten, haben sich von 2019 auf 2021 verdoppelt.“

Philipp Hoffmann, Head of Category Development Mars Wrigley

Foto: Mars Wrigley

Da der Platz genauso begrenzt ist, wie die Aufmerksamkeit der Shopper, ist in der 1A-Lage Kassenzone Ordnung gefragt. „Neben einer optimalen Sortimentsauswahl sind eine klare Struktur und eine emotionale Präsentation entscheidend. Sie sprechen den Shopper an und erhöhen die Wahrnehmung der Kassenzone“, betont Hoffmann. Demnach gilt auch hier: Gekauft wird nur, was gesehen wird. Denn an der Kasse kurz vor dem Bezahlen will niemand mehr nach Produkten suchen oder die Kasse wechseln, falls das gewünschte Produkt nicht sofort gefunden wird. Folglich spielt die Regalpflege in diesem Bereich eine große Rolle, damit Out-of-Stock-Situationen möglichst vermieden werden. Zudem ist eine psychologische Preisschwelle zu berücksichtigen. Artikel, die über fünf Euro kosten, gelten in der Kassenzone als schwer verkäuflich. Hat sich der Shopper erst dazu entschlossen, den Einkauf an der Kasse zu beenden, möchte er sich dort nicht mehr zu viele Gedanken machen. Auch aus einem anderen Grund sollten Retailer hier keine höherpreisigen Produkte anbieten, da bekannterweise Gelegenheit Diebe macht. Daher sind viele Kassen, die nicht immer beaufsichtigt sind, mit schließbaren POS-Lösungen ausgestattet.

Nera: Sicherheit an erster Stelle

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Die POS-Spezialisten von Nera Displays haben sich auf die Herstellung von Präsentationslösungen für Rauch- und Tabakwaren sowie Sicherheitsschränke für diebstahlgefährdete Waren spezialisiert. Für die Kassenzone liegen heute Lösungen im Trend, die elektronisch verriegelt werden können. Daher zählen Systeme, die mit der Kasse verbunden sind, zum Standardsortiment von Nera. Die Rollos öffnen und schließen automatisch, sobald die Kasse besetzt ist, beziehungsweise geschlossen wird. „Müssen wertvollere Waren im Kassenbereich vor Diebstahl geschützt werden, empfehlen wir Regale mit ferngesteuerten Jalousien, die geschlossen werden, wenn die Kasse unbesetzt ist“, berichtet Pavel Matoušek, CSO Business Development Nera. Damit können Kosten aufgrund von Diebstählen oder für Sicherheitspersonal reduziert oder gar eingespart werden.  

Bedeutung von Self-Checkout

„Müssen wertvollere Waren im Kassenbereich vor Diebstahl geschützt werden, empfehlen wir Regale mit ferngesteuerten Jalousien, die geschlossen werden, wenn die Kasse unbesetzt ist.“

Pavel Matoušek, CSO Business Development Nera Displays

Foto: Nera Displays

„Die Anzahl der Märkte, die hierzulande ein Self-Checkout-Terminal anbieten, haben sich von 2019 auf 2021 verdoppelt“, sagt Hoffmann. Ob sich Kunden für den Self-Checkout entscheiden oder sich an der klassischen Kasse anstellen, hängt maßgeblich von der Größe des Warenkorbs ab. „Shopper mit weniger als durchschnittlich 6,5 Produkten wählen eher Self-Checkout-Systeme“, erklärt Hoffmann. Dieses Verhalten lässt sich einfach begründen: „Gerade bei kleinen Einkäufen werden Self-Checkout-Systeme gerne genutzt, weil sie schneller, bequemer und einfacher zu nutzen sind. Bei größeren Einkäufen wird häufig die klassische Kasse bevorzugt, da der Aufwand wesentlich höher ist“, weiß Schmelter. Demnach stehen Shopper Self Checkouts offen gegenüber, auf altbewährtes möchten dennoch nicht verzichten: „Die Mehrheit der Konsumenten sieht allerdings solche Lösungen lediglich als Ergänzung und nicht als vollwertige Alternative zu traditionellen Kassen“, bekräftigt Schmelter. Demnach dürften zwar neue Technologien an Bedeutung im stationären Handel gewinnen und immer häufiger am POS zu finden sein. „Generell wird sich zeigen, ob Shelf-Checkout-Systeme nicht doch nur eine Übergangstechnologie sind und langfristig eher kassenlose Geschäfte sich durchsetzen, in denen per Kameras, Sensoren und anderer Technologien der Kassiervorgang komplett entfallen kann. Ob wir in fünf Jahren bereits ganz ohne Kassierer auskommen werden, ist jedoch fraglich“, kommentiert Schmelter. 

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„Die Mehrheit der Konsumenten sieht alternative Kassenkonzepte lediglich als Ergänzung und nicht als vollwertige Alternative zu traditionellen Kassen.“

Mailin Schmelter, stellvertretende Bereichsleiterin IFH Köln

Mailin Schmelter, stellvertretende Bereichsleiterin IFH Köln Foto: IFH Köln

Auswirkungen auf das Impulsgeschäft

„Durch den Self-Checkout möchten wir einen zusätzlichen, optionalen Service für unsere Kunden und Kundinnen anbieten und ihnen so einen schnellen und bequemen Einkauf ermöglichen.“

Clara Biersack, Merchandising Managerin ­Decathlon Deutschland

Foto: Decathlon

Anstatt sich in die Schlange zu stellen, sollen Shopper beim Self Checkout Zeit sparen. „Da die Verweildauer dort allerdings wesentlich kürzer ist, hat dies potenziell weniger Impulskäufe in der Kasse zu Folge“, sagt Hoffmann. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, schlägt Mars Wrigley vor, an jedem Terminal und vor allem im Eingangsbereich eine POS-Lösung mit Impulsware zu platzieren. So sollen sie Shopper erreichen, bevor sie mit dem Scannen beschäftigt sind. Befinden sich Produkte direkt im Blickfeld des Shopper, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er zugreift. „Denn die gute Nachricht ist, dass insbesondere die Bedürfnisse nach Belohnung und Erfrischung weiterhin bestehen – unabhängig davon, ob der Bezahlvorgang an einer klassischen Laufbandkasse, einem Self-Checkout-System oder Seamless stattfindet“, meint Hoffmann.

Decathlon geht voran

Der Hersteller von Sportgeräten und -bekleidung hat bereits 2014 Self-Checkout-Kassen eingeführt. Der Service wird mittlerweile in allen 80 deutschen Filialen angeboten. Die Produkte sind dafür mit RFID-Technologie gekennzeichnet. „Der Großteil unserer Kunden ist durchaus positiv überrascht und empfindet den Self-Checkout als Spaßfaktor beziehungsweise Erlebnis“, berichtet Clara Biersack, Merchandising Managerin Decathlon Deutschland, und ergänzt: „Sie sind oft über die Geschwindigkeit erstaunt und über die Tatsache, dass sie die Ware nur in die RFID Box legen müssen und der Rest dann automatisch erfasst wird.“ Sollte ein Produkt einmal nicht erkannt werden, ertönt ein Alarm am Ausgang und das Team kann mit Hilfe eines mobilen Geräts das Produkt identifizieren und dem Kunden damit weiterhelfen. „Mit diesem Service möchte Decathlon einen zusätzlichen, optimalen Service anbieten und den Kunden so einen schnellen und bequemen Einkauf ermöglichen. Ein Umstieg auf komplett kassenlose Geschäfte ist trotz alledem nicht vorgesehen und bislang auch in keiner Filiale vorhanden“, unterstreicht Biersack. 

Aldi optimiert Kassenzone

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Auch der Discounter Aldi Süd verbessert die Abläufe beim Kassieren und stellt dafür neue Konzepte vor. Zum einen werden alle Filialen nach und nach mit erweiterten Kassen ausgerüstet, dank derer zwei Kunden gleichzeitig betreut werden können. Dazu kommen doppelte Warenschachte mit zwei Auslagen zum Einsatz. Während ein Shopper noch beim Bezahlen mit der EC-Karte beschäftigt ist, kann das Personal mit dem Scannen der Ware des nächsten Einkaufs starten. Demnach werden die Kassen mit zwei separaten EC-Terminals ausgestattet und der Shopper hat mehr Zeit zum Einpacken von Produkten. Zum anderen plant Aldi Süd in urbanen Räumen in ausgewählten Filialen Self-Checkout-Kassen einzuführen. Vor allem Märkte, die im Umkreis von Schulen oder in Bürogebäuden liegen, werden von den Self-Checkout-Kassen profitieren, da dort viele kleine Einkäufe erledigt werden, teilt das Unternehmen in einer Pressemeldung mit. 

Ohne Personal

Aldi Süd führt Kassen mit doppelten Warenschachte. So gibt es zwei Auslagen, was den Kassiervorgang beschleunigt. Zudem haben Shopper Zeit, ihre Einkäufe zu verstauen. Foto: Aldi Süd
Beim Smart Exit läuft der Bezahlvorgang an Self Checkouts wie bisher ab. KI-Sensorik erfasst, verifiziert und steuert sämtliche Prozesse in der Self-Checkout-Zone, vom Betreten über den Scanvorgang bis zum Öffnen der Exit Gates. Foto: Wanzl

Bisher wird trotz Self-Checkout-Systemen häufig Personal eingesetzt, das stichpunktartig den Bon kontrolliert oder bei Problemen eingreifen kann. Um vollkommen ohne Mitarbeiter einen Store betreiben zu können, beschäftigen sich einige POS-Experten schon mit vollautomatisierten Lösungen – so auch Wanzl und stellt ein neues Konzept vor. „Bei Smart Exit von Wanzl läuft der Self Checkout wie gewohnt ab. Alle Waren werden selbstständig gescannt und bezahlt. Anschließend verlassen die Shopper den Markt über die Exit Gates“, beschreibt Simon Rappold, Leitung Produktmarketing Wanzl. Dafür setzen die schwäbischen POS-Spezialisten auf Künstliche Intelligenz und Sensoren. „Diese Wanzl KI-Sensorik erfasst, verifiziert und steuert sämtliche Prozesse in der Self-Checkout-Zone, vom Betreten über den Scanvorgang bis zum Öffnen der Exit Gates. Dabei kommuniziert die Smart Exit-Software mit allen Hardwarekomponenten wie Deckenkameras und Wanzl Gateways“, sagt Simon Rappold, Leitung Produktmarketing Wanzl. Doch wie steht es um die Sicherheit? „Unsere KI-Lösung Smart Exit in Verbindung mit Self Checkout erkennt auffälliges Verhalten im Kassenbereich und gewährleistet so unter anderem die Diebstahlsicherung.“

„Unsere KI-Lösung Smart Exit in Verbindung mit Self Checkout erkennt auffälliges Verhalten im Kassenbereich und gewährleistet so unterer anderem die Diebstahlsicherung.“ Simon Rappold, Leitung Produktmarketing Wanzl