Ob smarte Heizungssysteme, Fitness-Armbanduhren oder selbstfahrende Autos – das Internet of Things zeigt sich bereits in vielen Lebensbereichen. Welche Chancen die Digitalisierung der Verpackungsbranche eröffnet, zeigt die Thimm-Gruppe.

Angelehnt an den Begriff Internet of Things (IoT) geht es beim „Internet of Packs“ darum, physische Verpackungen mit der virtuellen Welt zu verbinden. Damit zielt die Digitalisierungsstrategie von Thimm auf eine vollständig vernetzte und nachvollziehbare Lieferkette jeglicher Produkte ab. Im Fokus stehen dabei digital bedruckte (Digitaldruck) Verpackungen, die mit einem individuellen Code versehen sind. Entlang der gesamten Supply Chain enthält dieser digitale Fingerabdruck relevante Daten – von der Produktion bis hin zum POS. Auf diese Weise sind Maschinen im Stande, automatisiert zu arbeiten und immer mehr Prozesse greifen ineinander. Warum das „Internet of Packs“ einen zentralen Erfolgsfaktor für die Zukunft darstellt und wie die Verpackungsbranche sowie der Handel und Endverbraucher davon profitieren, erklärt Michael Weber, Leiter Corporate Strategie und Marketing bei Thimm. 

Digitaldruck als Schlüssel

Der Digitaldruck ermöglicht es, Prozesse im Verpackungsmanagement immer stärker intelligent miteinander zu vernetzen. „Mit dem Internet of Packs wollen wir die Digitalisierung der gesamten Lieferkette vorantreiben, auch über die Verpackungsbranche hinaus“, bekräftigt Weber. Dafür wird jede einzelne Verpackung mit einem einzigartigen Code bedruckt. Dies ist im Digitaldruck dank einer unbegrenzten Anzahl an Druckbildern möglich. Dadurch ist jede Verpackung über die gesamte Lieferkette hinweg nachverfolgbar. 

„Wir wollen die Digitalisierung der gesamten Lieferkette vorantreiben, auch über die Verpackungsbranche hinaus.“

Michael Weber, Leiter Corporate Strategie und Marketing bei Thimm

Foto: Thimm

Welche Vorteile diese Kennzeichnung bietet, erklärt Weber anhand von Beispielen: „Die Codes steuern die Weiterverarbeitung des bedruckten Papiers an den Maschinen im Verpackungswerk. In der weiteren Wertschöpfungskette liefern sie Daten zum Transportweg und zu Lagerzeiten. Kommt das Produkt in den Handel, können die Codes auch hier wertvolle Informationen liefern. Anhand des Abverkaufs kann das Bestandsmanagement am POS optimiert werden. Zusätzlich können QR-Codes Shoppern weiterführende Informationen zu Inhaltsstoffen, Betriebsanleitungen oder Marketingaktionen wie Rezepten oder Gewinnspielen geben. Das alles kann ein und derselbe Code leisten. Je nachdem, von wem und mit welchem Programm der Code eingelesen wird, führt er zu anderen Informationen.“ Kurzum: Die bedruckte Verpackung übernimmt im Internet of Packs die Rolle des Informationsträgers, denn nur sie durchläuft die gesamte Lieferkette und kann in Echtzeit ein lückenloses Track-and-Trace gewährleisten.

Benefits für die Verpackungsindustrie

Die Vernetzung der gesamten Supply Chain ermöglicht es nicht nur, valide Daten abzurufen, sondern bildet die Basis für autonome Workflows. „Für das Verpackungsmanagement ergeben sich daraus echte Wettbewerbsvorteile. Denn die Handelslandschaft fordert eine schnelle Time-to-Market, individualisierte Produkte, Nachhaltigkeit und gleichzeitig eine kostengünstige Herstellung. Dank des Digitaldrucks haben wir darauf eine Antwort. Mit dem Internet of Packs gibt es kaum Vorlaufzeiten für die Produktion von Verpackungen und Displays (no leadtime), sehr geringe Mindestbestellmengen (MOQ), keine zusätzlichen Kosten in der Supply Chain und es ermöglicht darüber hinaus eine nachhaltigere Herstellung“, erklärt Weber. Im Detail hat Thimm nach eigenen Angaben dank des Digitaldrucks die Vorlaufzeit bereits um 75 Prozent und die MOQ um 90 Prozent senken können. Somit kann das Unternehmen Verpackungen und Displays in weniger als einer Woche liefern. Auch kann dank der stückgenauen Produktion der Abfall reduziert, Ressourcen geschont und der Energiebedarf halbiert werden. „Um dies zu veranschaulichen: Im Vergleich zum Flexovordruck benötigt der Digitaldruck 83 weniger Windkraftwerke, um mit Energie versorgt zu werden“, erklärt Weber und kündigt an: „Fest steht: Damit haben wir zwar bereits viel erreicht, möchten aber die Vision noch viel weiter bringen.“

Investition in die Zukunft

Kürzlich hat Thimm einen weiteren Meilenstein in seiner Digitalisierungsstrategie erreicht. Dazu investierte das Unternehmen insgesamt 20 Millionen Euro in eine zweite Digitaldruckanlage für den Standort Alzey. „Mit der PageWide T1195i Press von HP können wir unsere Vision entscheidend vorantreiben. Sie ermöglicht es uns, die Mindestbestellmenge noch stärker und die Leadtime nochmals um 40 Prozent und damit insgesamt um 82 Prozent zu reduzieren. Ermöglicht wird dies, da sich die neue Maschine direkt neben der Wellpappenanlage im Werk befindet. Das zahlt auch auf den Faktor Nachhaltigkeit ein. Denn wir sparen etwa 120 LKWs im Jahr für den Transport der bedruckten Rollen“, berichtet Weber. Derzeit laufen im Werk Alzey die Vorbereitungsmaßnahmen für die neue Druckanlage. Im dritten Quartal 2023 wird Thimm mit der Installation beginnen. Im Frühjahr 2024 soll die Inbetriebnahme und Einweihung stattfinden. „Wir sind davon überzeugt, dass unsere Vision des Internet of Packs das Geschäftsmodell der Zukunft ist und unsere Branche nachhaltig verändern wird. Insgesamt werden wir damit den heutigen aber vor allem den zukünftigen Anforderungen im stationären Handel und im E-Commerce gerecht.“

Thimm: Internet of Packs
Ein Schritt voran: Mit der neuen Digitaldruckanlage PageWide T1195i Press von HP investiert Thimm weiter in seine Vision von einem „Internet of Packs“. Foto: Thimm